Van de Stadt – und wir von Sinnen?

Noch völlig überwältigt von all den Eindrücken unseres Besuches auf der Boot 2025 in Düsseldorf, hieß es im Januar 2025 für uns: ab nach Holland, um uns ein auf den ersten Blick ziemlich interessantes Boot anzuschauen. Julia hatte es in den Weiten des Internets gefunden, immerhin stand es nicht bei den gängigen Verkaufsbörsen zum Verkauf. Für uns scheinbar preiswert und mit ihrem Deckssalon darüber hinaus auch noch ziemlich schick – die Norman 40 von Van de Stadt. Und die Bilder … waren … ok.

Also frohen Mutes ab ins Land der Frikandel und Bitterballen und nach dem zweiten langen Messetag erst einmal Kräfte sammeln im schicken Hotel im Nachbarort der Marina. Ich gebe es zu, wir waren tatsächlich etwas aufgeregt. Im Vorfeld hatten wir bereits immer wieder Kontakt mit dem aktuellen Eigner, der das Boot aus gesundheitlichen Gründen bereits nach sehr kurzer Zeit wieder abgeben möchte bzw. muss.

Und mit diesem trafen wir uns dann am Morgen in der Marina von Dintelmond in der Nähe von Rotterdam. Mit Herzklopfen ging es nun zum guten Stück – und uns blieb fast der Mund offen stehen. Von einer grazilen Lady weit entfernt, stand ein traurig dreinschauendes Stahlboot vor uns. Ordentlich gespickt von einigen Roststellen, einer Kraterlandschaft auf dem Unterwasserschiff und auch der Aufbau frohlockte nicht gerade einladend. Wir wollten alles filmen und fotografieren – jedoch sank die Kamera fast genau so schnell wie unsere Laune.

 

Und so sind am Ende nicht viele Bilder zusammengekommen. Gemeinsam mit dem Eigner stiegen wir zwar noch auf das Deck und warfen einige Blicke in den Innenraum, sahen eine partiell rostige Bilge und andere Dinge, die wir uns nicht erhofft haben, der Mut allerdings hatte uns zugegebenerweise verlassen. Und so war uns beiden auch ohne uns anzuschauen schnell klar: das war der berühmte Satz mit X. Die anschliessende Heimfahrt war ergo nicht die fröhlichste.

War es das also? Der nächste Schuss in den Ofen, nachdem im letzten Herbst die auf Fehmarn angeschaute Reinke bereits nichts für uns war? Offenbar ja, zumindest waren wir uns da schnell einiges. Aber … manchmal hilft es ja, die berühmte Nacht drüber zu schlafen, bevor die Flinte endgültig ins Korn geworfen wird. Und genau das taten wir. Sprachen mit einem Stahlexperten, der nach Sichtung der Bildung gar nicht sooo entsetzt war, wie wir noch wenige Stunden zuvor. Natürlich wäre (!) eine ganze Menge zu tun. Also eine ganze ganze Menge. Aber so hoffnungslos wie wir war er eben nicht.

Und so fassten wir dann doch neuen Mut. Holten Angebote für das zwingend notwendige Sandstrahlen ein … und waren wieder entsetzt, lagen diese doch zwischen 10 und 15.000 Euro. Was für uns logischerweise deutlich zu viel ist. Aber nun unter uns: das kann doch so unglaublich schwer nicht sein. Kleine Körner mit hunderttrillionen km/h auf ein Schiff zu pusten, das trauen wir uns dann doch zu.

Wie wäre nun der Plan, denn ein bisschen angezündet hat uns die Norman mit ihrem hellen Deckssalon und dem Raumangebot. Wir werden nun zeitnah nochmals nach Holland düsen und den Metallfachmann an unserer Seite haben. Wenn dieser die Struktur und Substanz für mindestens „ok“ hält, gehen wir gerne nochmals in die Verhandlung mit dem Verkäufer. Vielleicht zeigt er ja Mitleid und Erbarmen oder einfach nur Freude für unser Projekt, so dass er uns noch ein klein wenig preislich entgegen kommt.

In der Zwischenzeit suchen wir bereits nach einer Fläche oder im besten Fall nach einer Halle in der näheren Umgebung, um das Schiff dann hier wieder aufzubauen. Sandstrahlen. Konservieren. Und schliesslich der Neuaufbau des Interieurs, welches wir nach unseren Vorstellungen ändern und anpassen wollen. So wollen wir die Pantry / Küche ebenfalls in den Deckssalon integrieren und den dadurch gewonnen Raum für eine größere Nasszelle und Bugkabine nutzen.

Ja ja – wir haben keine Ahnung. Dazu nur ein klein bisschen handwerkliche Erfahrung aus dem Camperausbau. Allerdings eine ganze Menge Motivation und Enthusiasmus. So viel, dass wir uns ein solches Projekt zutrauen. Denn es gibt auch Gründe, die (für uns) für dieses Boot sprechen: Stahl. Der Motor hat erst 700 Stunden gelaufen. Es ist aus dem Jahre 2001 und somit nicht so alt wie viele andere Segelboote, deren Anzeigen wir uns angeschaut haben. Den Deckssalon lieben wir schon jetzt. Und wir können uns beim Basteln austoben und das Boot von Grund auf wieder solide aufbauen. Wenn … wenn die grundlegende Substanz noch in Ordnung ist.

Haltet die Daumen. Denn wir werden berichten. So schön der Maschsee nämlich auch ist – wir wollen weiter hinaus. 😉