Segeln lernen für Dummies.

Da war es also, das Problem Nummer 1 unseres Traumes: wir können nicht segeln. Das einige, was ich jemals produktiv auf einem Segelboot tat, war das erfolgreiche Auswerfen eines Fenders kurz vor dem Anlegen. Und seien wir ehrlich, das war nun nichts, was ich in die Kategorie „Segelerfahrung“ einsortieren würde. Also müssen und wollen wir dies ändern und im ersten Schritt segeln lernen…

segeln lernen


Wie wo was?

Nun, das wo und was ist schnell zu beantworten. Wir haben uns für unsere SBF Binnen unter Segel Ausbildung für die Yachtschule Hannover entschieden. Leider wohnen wir weder an der Nordsee noch an einem der Binnenseen in Norddeutschland und so wurde die Suche nach einer passenden Schule dann doch etwas anspruchsvoller als erwartet.

Zunächst allerdings stand eine ganz andere Frage auf dem Zettel: welche Scheine braucht man und vor allem wir eigentlich? Hier begann bereits der erste Gedankenknoten. Es gibt folgende Führerscheinvarianten des SBF – SportBootFührerschein:

SBF Binnen unter Segel. SBF Binnen unter Motor. SBF See. Und dazu stossen dann noch die amtlich empfohlenen Scheine SKS (Sportküstenschifferschein), SSS (Sportseeschifferschein) und SHS (Sporthochseeschifferschein). Und weil dies noch lange nicht genug ist, natürlich auch noch die beiden Funkscheine SRC und UBI und den Pyroschein.

Ja leck, dachte ich mir. Und so versuchten wir uns langsam an die Sache heranzutasten. Was haben wir vor und was brauchen wir dafür? Mit einem Segelboot, welches einen Motor über 15 PS besitzen wird, einmal um die Welt fahren. Vielleicht sogar hier bei uns am Mittellandkanal startend. Das bedeutet, wir benötigen auf jeden Fall den SBF Binnen unter Motor. Und weil wir natürlich auch segeln lernen wollen, dazu den SBF Binnen unter Segel. Ok, so einfach, so gut.

Dann irgendwann werden wir auf dem Meer sein, das ist sicher. Und dies naturbedingt auch innerhalb der 12 Meilen Zone. Ergo kommt dann der SBF See hinzu, denn auch dort hat unser noch imaginäres Schiff einen Motor dabei. Sobald wir diese verlassen – auf dem Weg in die Karibik könnte dies ja geschehen – brauchen wir keinen Schein mehr. Juhu – rufe ich laut. Aber kann ich dann über die Ozeane schippern? Nein, das traue ich mir nicht zu, soviel Demut vor dem Element Wasser habe ich. Also darf dann mindestens noch der SK folgen.

Plus selbstverständlich noch die entsprechenden Funkzeugnisse (sicherlich haben wir auch ein Funkgerät an Bord) plus das Pyrozeugnis. Immerhin wissen wir seit diesem Sommer: Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen. Und eine Seenotfackel ist nichts anderes als das, was gerne in deutschen Fussballstadien verbrannt wird: Pyrotechnik.

Segeln lernen beim SBF Binnen unter Segeln

Und so beginnen wir eben mit dem ersten Schritt – dem Sportbootführerschein Binnen unter Segeln. Dies wie bereits erwähnt in Hannover auf dem Maschsee – denn der geneigte Segler weiss natürlich: wer auf dem Maschsee segeln kann, der kann es überall…

So ging es am letzten Wochenende zu den ersten Lehrstufen 1 bis 3 und den damit verbundenen ersten Berührungspunkten mit Worten wie Luv, Pinne, rauer Wind und sonstigen böhmischen Dörfern. An dieser Stelle gestatte mir einen kleinen Tipp:

solltest auch Du aktuell darüber nachdenken, segeln zu lernen und den SBF machen zu wollen, hole Dir möglichst schnell das Buch „Sportbootführerschein Binnen Segel / Motor“. Hier findest Du … alles. Und sobald Du es in den Händen hältst, fange an zu lernen. Natürlich liegt die Wahrheit dann auf dem Wasser, aber Du wirst Dir selbst einen Gefallen tun und viel schneller begreifen, wenn Du zumindest ein bisschen Theorie und Verständnis für die Materie bereits in Deinem Kopf hast.

Das sei versprochen, denn auch uns ging es so. Zwischen der ersten Erfahrung und der folgenden Session lagen einige Stunden Studium des Buches – auf dem Wasser dann aber viel mehr Aha Erlebnisse und somit deutlich mehr Spass. Denn am Ende soll es genau das machen: Spass und davon viel.

Dazu packst Du schnell noch ein kleines Knotenübungsset in den Warenkorb und dann kann auch bereits die erste Erfahrung im richtigen Umgang mit den Seilen & Knoten in Deine Synapsen kriechen. Klare Empfehlung: kaufen und üben üben üben!

Die ersten Stunden

Zunächst ging es für uns auf der Sophie, einem soliden Kielboot, aufs Wasser. Hier hielten wir dann zum ersten mal die Pinne und Taue in der Hand und versuchten uns mit den ersten Metern und Wenden. Dabei hatten wir mit Serkan richtig Glück. Unser Segellehrer war geduldig, kompetent und einfach charmant. Was sicher nicht immer ganz einfach ist. stellten wir doch sicher auch unfassbar laienhaften Fragen. Und ganz sicher waren auch blöde dabei. Doch – es gibt blöde Fragen, ganz sicher.

A propos – lerne in deinem neuen Buch auf jeden Fall schon mal die Bezeichnungen der unterschiedlichen Windeinfallkurse. Wir normalen Menschen sagen, der Wind kommt von hinten rechts. Oder von der Seite. Ein Segler sagt das nicht. Er nennt dies den „raumen Wind“ oder „Halbwind“ oder sonstwie. Und wenn Du – ich weiss, von was ich spreche – jedes mal erst drei Minuten überlegen musst, was genau Dein Lehrer nun meint – wird es anstrengend. 😉

Und so wirst Du wie wir Deine ersten Wenden fahren, die Kraft des Windes auf dem Schiff spüren und in Gedanken schon über die Ozeane dieser Welt gleiten. Heute geht es für uns übrigens wieder nach Hannover, Session 1 zum zweiten Mal absolvieren. Müssen doch im Grundkurs alle Positionen je zweimal gefahren werden. Und mit Glück können wir dann schon am Freitag die Lehrstufe 4 abhaken – die Einführung in die Jolle! Ob dies dann allerdings wirklich ein so großes Glück ist, wird sich dann sicher kommende Woche zeigen. Immerhin geht es dann runter vom soliden und gutmütigen Kielboot und rauf auf die kleinen Jollen. Ohne Lehrer an Bord, der im Zweifel eingreifen kann.

Dann wird es also wirklich spannend. Vielleicht sogar für Euch, denn dann werden wir die GoPro mitnehmen und unsere Stunden festhalten & auf YouTube hochladen. Welch Freude.

Ach – bevor ich es vergesse: was haltet Ihr eigentlich vom Namen „Big Blue Mama“…? Aber wir wollen ja nicht spoilern. 😉

Bleibt gesund und bis bald!